Die Methylene Blue Dye Test – auch bekannt als Blaubadmethode – gehört zu den ältesten und am weitesten verbreiteten Verfahren zur Dichtheitsprüfung flexibler Verpackungen. Jahrzehntelang galt sie als verlässlicher Standard, insbesondere für Siegelnähte und kleine Verpackungseinheiten. Ihr einfaches Prinzip – das Eintauchen der Probe in eine gefärbte Lösung und die visuelle Kontrolle auf Farbstoffeintritt – machte sie zu einer praktikablen Routineprüfung in der Verpackungsentwicklung und -freigabe.
Die Vakuum-Kraftabfallmethode (Vacuum Decay Test) bietet hier eine zeitgemäße, präzise und quantitativ messbare Alternative. Sie arbeitet zerstörungsfrei, liefert objektive Messergebnisse und erreicht eine deutlich höhere Empfindlichkeit – wie die Untersuchung von Uson LP eindrucksvoll belegt.
Die Dichtheit von Stickpacks mit pulverförmiger Füllung ist entscheidend für Produktsicherheit und Haltbarkeit. In einer Untersuchung von Uson LP wurden die Nachweisgrenzen der Vakuum-Kraftabfallmethode (Vacuum Decay) mit dem Uson Qualipak 770 und der Blaubadmethode (Methylene-Blue-Test) gegenübergestellt. Getestet wurden 6-oz-Sachets mit Babymilchpulver aus verschiedenen Chargen. Ziel war es, kleinste Leckgrößen sicher zu identifizieren und die Eignung beider Verfahren für die Routineprüfung zu bewerten.
Insgesamt wurden 15 zufällig ausgewählte Proben gemessen. Aus diesen wurden sechs „beste“ Proben ausgewählt und mit kalibrierten, lasergebohrten Orifizien versehen, um definierte Leckgrößen zu simulieren (12,5 µm, 25 µm, 50 µm). Jede Probe wurde zunächst im Uson Qualipak 710 geprüft, danach im Blaubadtest bewertet und anschließend geöffnet sowie fotografisch inspiziert. Zwischen den Testdurchläufen lag jeweils eine Regenerationszeit von mindestens fünf Stunden.
Für den Uson-Test lief das Gerät im Vakuummodus (kalibriert nach Ai02-1416). Prüfprogramm: 600 mbar Vakuum, 10 s Evakuation, 9 s Stabilisierung, 5 s Testzeit; die Decay-Funktion wurde nicht separat genutzt, die Datenerfassung erfolgte via SPC-Software.
Der Blaubadtest wurde gemäß Herstellerangaben durchgeführt (1:20-Mischung, 600 mbar Vakuum, 60 s Evakuation + 60 s Haltezeit, Trocknung 5 min, doppelte visuelle Begutachtung).
Die 15 Originalproben ohne definierte Orifizien zeigten im Vacuum-Decay-Test einen mittleren Kraftabfall von 43 g bei einer Standardabweichung von 6 g. Das spricht für eine gute Reproduzierbarkeit; eine längere Stabilisationszeit könnte den Mittelwert senken, ein gewisser Kraftabfall wird jedoch als sinnvoller Puffer akzeptiert.
Mit aufgebrachten Orifizien ergaben sich klar getrennte Decay-Signaturen:
Intakte („gute“) Packs: Ø 43 g
12,5 µm: Ø 100 g
25 µm: Ø 330 g
50 µm: Ø 381 g
Auffällig: Zwischen den Werten intakter Proben und jenen mit 12,5 µm-Orifizien gab es keine Überlappung. Damit kann das Uson Qualipak 770 Leckgrößen ≤ 12,5 µm zuverlässig erkennen.
Im Blaubadtest zeigte sich ein anderes Bild: Weder die intakten Proben noch die 12,5 µm- und 25 µm-Orifizien wiesen Farbstoffspuren auf. Erst bei 50 µm war Methylenblau in zwei Proben sichtbar (ein kleiner Fleck bei einer Probe, deutlich mehr Farbstoff bei einer zweiten). In einem Fall deuteten die Ergebnisse zusätzlich auf eine Undichtigkeit an der Befestigung des Orifiziens hin.
Die Untersuchung macht den Sensitivitätsunterschied deutlich: Vacuum Decay detektiert bereits sehr kleine Mikrolecks im Bereich von 12,5 µm zuverlässig, während der Blaubadtest erst zwischen 25 µm und 50 µm anspricht. Da keine Orifizien zwischen 12,5 µm und 25 µm verfügbar waren, lässt sich die exakte Blaubad-Schwelle in diesem Setup nicht präziser festlegen. Für die Praxis bedeutet das: Wer kleinste Leckagen sicher finden muss – etwa bei sensiblen Pulvern wie Säuglingsnahrung – profitiert von der höheren Empfindlichkeit des Vacuum-Decay-Verfahrens.
Für die Routine-Dichtheitsprüfung empfiehlt sich Vacuum Decay als primäres Verfahren, wenn Mikrolecks kritisch sind oder regulatorisch enge Grenzen gelten. Der Blaubadtest kann weiterhin als ergänzende Sichtprüfung dienen, insbesondere zur Verifizierung größerer Leckagen oder zur einfachen visuellen Bestätigung, erreicht jedoch nicht die gleiche Nachweisgrenze.
Vacuum Decay: Hohe Empfindlichkeit, klare Trennschärfe zwischen „gut“ und Mikroleck, quantitative Auswertung, reproduzierbare Parameter.
Blaubadtest: Einfache visuelle Beurteilung, geringer apparativer Aufwand, jedoch nicht-zerstörungsfrei und geringere Sensitivität.
Die Vakuum-Kraftabfallmethode mit dem Uson Qualipak 770 ist der Blaubadmethode deutlich überlegen und kann Leckgrößen bis 12,5 µm sicher nachweisen. Der Blaubadtest zeigt erst im Bereich von 25–50 µm zuverlässig Farbstoffeintritt. Für anspruchsvolle Anwendungen mit pulverförmiger Füllung – wie Babymilchpulver – liefert Vacuum Decay damit die robustere Grundlage für eine sichere, validierbare und zerstörungsfreie Dichtheitsprüfung.